Eine Rezension von Tim Gudehus zum Buch “Schuldenfreies Geld- Warum der Kapitalismus eine Systemreform braucht” von Klaus Karwat, (Metropolis-Verlag, Marburg, 2021, 183 S.).
Klaus Karwat, Mitbegründer und Vorsitzender des Monetative e.V., beschreibt in seinem Buch die Struktur und Funktionsweise des heutigen Geldsystems, das auf dem Giralgeld der privaten Geschäftsbanken und den Banknoten und dem Buchgeld der Zentralbanken beruht. Alle diese Zahlungsmittel werden heute durch Kredit erzeugt. Er stellt die Schwächen, Widersprüche, Rechtsunsicherheit und Unklarheiten des bestehenden Geldsystems dar und macht die daraus resultierenden Probleme deutlich: Ausfallgefahr des Giralgeldes, Krisenanfälligkeit der Zahlungssysteme, zunehmende Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen, unzureichende Kontrolle machtvoller Zentralbanken sowie die wechselseitige Abhängigkeit von Staat und Banken.
Das heutige Geldsystem löst eine unaufhaltsame Spirale von Staatsverschuldung und Geldschöpfung durch Kredit aus und bewirkt einen anhaltenden Wachstumszwang für die Wirtschaft. Das zeigt sich aktuell an der dramatisch ansteigenden Staatsverschuldung und anhaltenden Geldschöpfung zur Bewältigung der letzten Finanzkrise und der Folgen der Corona-Pandemie.
Ausgehend von den Erkenntnissen und Lösungsvorschlägen früherer Autoren entwickelt Karwat ein in sich schlüssiges Konzept für eine neue Geldordnung, die auf schuldenfrei von einer staatlichen Institution in kontrollierter Menge erzeugtem Geld beruht. Er beschreibt, wie und durch welche Regelungen sich damit die zuvor aufgezeigten Probleme des heutigen Geldsystems lösen lassen. Besonders interessant und aktuell ist die vorgeschlagene schrittweise Einführung der neuen Geldordnung durch Zulassung von stationären und mobilen Geldkonten mit digitalem Zentralbankgeld (CBDC Central Bank Digital Currency) für alle Wirtschaftsteilnehmer. Aus der Umwandlung des Giralgeldes, der Banknoten und des Zentralbankbuchgeldes in schuldenfrei erzeugtes Zentralbankgeld, das von der Zentralbank, Geschäftsbanken und Nichtbanken einheitlich als Aktivum bilanziert wird, entsteht einmalig ein enormer Umwandlungsgewinn. Dieser kann zur Tilgung der aufgelaufenen Staatsschulden verwendet werden, ohne dass sich dadurch die liquide Geldmenge erhöht und Inflation ausgelöst wird.
Das Buch ist verständlich geschrieben und spannend zu lesen. Es wird belebt durch viele konkrete Beispiele, Erfahrungen und persönliche Anmerkungen des Autors. Die Lektüre ist allen zu empfehlen, die das heutige Geldsystem verstehen möchten und nach Lösungen für dessen immer offensichtlicher werdende Probleme suchen.
Dr. Timm Gudehus
Hamburg, 14. November 2021