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FAQ: Unser Geld heute

Wo kommt das Geld überhaupt her mit dem wir alle Dinge kaufen, Darlehen nehmen, Anlagen tätigen? Wer darf es schaffen, wie kommt es in Umlauf, und welche Folgen hat das?

Bargeld sind Geldscheine und Münzen. Buchgeld/Giralgeld ist unbares Geld, welches das Geld auf Girokonten, also die täglich fälligen Sichteinlagen bei Banken umfasst. Das Bargeld ist offizielles gesetzliches Zahlungsmittel (Vgl. §14 Bundesbankgesetz) – Giralgeld hingegen nicht, denn Giralgeld ist nur ein Versprechen der Bank auf Auszahlung von Bargeld und damit kein vollwertiges Geld. Im Alltag wird Giralgeld jedoch so behandelt als wäre es vollwertiges Geld und manche staatlichen Behörden bestehen sogar auf Zahlungen in Giralgeld und nehmen damit kein Bargeld mehr an. Im Euroraum hat das von den Banken geschöpfte Giralgeld einen Anteil von ca. 80%, Bargeld nur noch einen Anteil von 20% an der umlaufenden Geldmenge M1, die sich aus Münzen, Geldscheinen und Giralgeld zusammensetzt. In manchen anderen Ländern ist der Bargeldanteil sogar noch deutlich geringer. Historisch hatte das Bargeld noch eine größere Bedeutung, aber der technische Fortschritt und die Vorteile des bargeldlosen Zahlungsverkehrs führen immer mehr zu dessen Verdrängung.

Zentralbankreserven sind eine Art digitales Geld welches die Zentralbank privaten Geschäftsbanken bereitstellt. Geschäftsbanken haben ein Konto bei der Zentralbank und die entsprechenden Guthaben sind Zentralbankreserven. Da die Zentralbank diese Guthaben jederzeit in Bargeld umwandeln kann, kann man diese Guthaben daher als eine Art digitales Bargeld ansehen. Unternehmen und Bürger wird der Zugang zu einem entsprechenden Konto bei der Zentralbank jedoch verwehrt. Zentralbankreserven sind gewissermaßen die Währung der Banken untereinander und stellen damit eine Art zweiten Geldkreislauf neben dem Publikumsverkehr mit Bargeld und Giralgeld dar. Wenn Bank A eine Überweisung eines Kunden an einen anderen Kunden bei Bank B tätigen muss, dann überträgt sie kein Giralgeld, sondern Zentralbankreserven. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Zahlungsverpflichtungen mit Zentralbankreserven in der Regel am Ende des Tages aufgerechnet werden und dann zwischen den Banken nur der deutlich geringere Saldo überwiesen wird oder sich die Banken stattdessen gegenseitig Kreditlinien geben und dann gar keine Zentralbankreserven fließen. Zentralbankreserven entstehen wenn die Zentralbank Banken einen Kredit vergibt oder diesen Vermögenswerte gegen Zentralbankreserven abkauft.

Die Geldschöpfung ist sehr unterschiedlich bezüglich Münzgeld, Papiergeld und Giralgeld, was der historischen stufenweisen Entwicklung des Geldsystems zuzuschreiben ist. Münzgeld wird von einer staatlichen Münzprägeanstalt geprägt und vom Staat an die Zentralbank verkauft. Die Differenz zwischen Prägekosten und Nominalwert stellt einen Gewinn gar, den der Staat auch direkt für sich verbuchen kann. Das Papiergeld wird im Auftrag der Zentralbank von Druckereien gedruckt. Die Geschäftsbanken leihen sich nach Bedarf das Bargeld von der Zentralbank gegen Zinsen und bringen es in Umlauf. Der Zinsgewinn der Zentralbank aus dem Verleih des Bargeldes wird mit den Ausgaben der Zentralbank verrechnet und potenziell entstehende Überschüsse im Jahresabschluss fließen an den Staat. Das unbare Giralgeld und damit über 80% der Geldmenge in der Eurozone wird von Geschäftsbanken per Buchungseintrag im Computer geschaffen, immer dann wenn sie Zahlungen an Nichtbanken leisten. Dies ist z.B. der Fall bei der Auszahlung von Krediten an Kunden, bei Investments und auch bei Zins- und Lohnzahlungen. Die Banken entscheiden, wer das Geld bekommt und wo es zuerst landet.

Neues Buch- oder Giralgeld entsteht in der Regel durch die Vergabe von Krediten durch Geschäftsbanken. Wenn beispielsweise eine Person bei einer Bank einen Kredit in Höhe von 150.000€ für einen Hauskauf aufnimmt, dann stellt die Bank dem Kunden diesen Betrag auf einem Girokonto zur Verfügung und schafft in diesem Moment neues Geld. Die Buchgeldschöpfung ist daher lediglich ein Buchungsvorgang in den Büchern der Bank. Es wird von Seiten der Bank eine Forderung erfasst in Höhe des Kreditbetrages gegenüber dem Kreditnehmer und gleichzeitig wird eine Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kreditnehmer gebucht in Höhe des Guthabens auf dem Girokonto (Bilanzverlängerung). Die Sichteinlagen auf den Bankkonten stellen für die Banken Verbindlichkeiten dar, da die Banken verpflichtet sind, dieses Geld jederzeit in Bargeld umzutauschen. Das Geld auf den Girokonten (das Giralgeld) ist deshalb auch gewissermaßen ein Kredit von uns Geldbesitzern an die Bank. Sofern das von der Bank geschöpfte Giralgeld vom Konto des Kunden auf ein Konto bei einer anderen Bank überwiesen wird, wird aus der Schuld der Bank gegenüber dem Kunden eine Schuld gegenüber einer anderen Bank. Stattdessen hat nun aber die andere Bank das Girokonto und das damit einhergehende Zahlungsversprechen. Der Kreditnehmer zahlt für das von der Bank aus dem Nichts geschaffene Geld Zinsen an die Bank und kann auch noch alle seine der Bank überlassenen Sicherheiten verlieren, wenn er es nicht schafft, den Kredit in voller Höhe zu tilgen. Eine zweite Form der Geldschöpfung findet statt, wenn eine Bank jemandem einen Vermögensgegenstand wie eine Aktie oder Immobilie abkauft und dem Verkäufer das Geld auf dessen Bankkonto gutschreibt. Auch in diesem Fall findet in der Bankbilanz eine Bilanzverlängerung statt mit dem neuen Vermögenswert auf der Aktivseite und dem neu geschaffenen Giralgeld auf der Passivseite. So wie das Giralgeld bei der Kreditvergabe neu geschaffen wird, verschwindet es wieder in dem Moment, in dem der Kreditnehmer den Kredit zurückzahlt.

Das Guthaben auf einem Konto symbolisiert lediglich einen Zahlungsanspruch des Kontoinhabers gegenüber der Bank auf Auszahlung von gesetzlichen Zahlungsmitteln (Papiergeld und Münzen). Dem Kontoinhaber gehört also kein Geld, sondern er hat nur eine Forderung auf Auszahlung von Geld. Im Konkursfall einer Bank ist er dann Gläubiger der Bank, verfügt aber über keinerlei Sicherheiten. Seine Forderung kann also wertlos werden, wenn der Staat bei einer Bankenpleite nicht rettend einspringt.

Ja, durch die Tilgung eines Bankkredits verschwindet das Geld genauso wieder aus dem Geldkreislauf wie es bei der Kreditvergabe entstanden ist.

Das Bankensystem als Ganzes ist bei der Kreditvergabe nicht durch Kundeneinlagen begrenzt. Vielmehr entstehen die Kundeneinlagen erst durch die Kreditvergabe einer Bank. Allerdings stehen die Banken untereinander im Wettbewerb um Kundeneinlagen, da ihnen über diese Zentralbankreserven zufließen. Da sie untereinander ihre Zahlungsverpflichtungen in Zentralbankreserven leisten müssen, sind sie daher ein stückweit auf Kundeneinlagen angewiesen. Würde eine Bank A beispielsweise exzessiv Kredite vergeben, die dann im Zahlungsverkehr an Konten bei Bank B fließen, dann müsste Bank A in entsprechender Höhe Zentralbankreserven an Bank B überweisen und könnte in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die einzelnen Banken müssen daher darauf achten, dass sich ihre Zahlungseingänge durch Einlagenzuflüsse und Zahlungsausgänge durch Kreditvergaben ungefähr die Waage halten. Gleichzeitig unterliegt das Bankensystem als Ganzes keiner solchen Beschränkung, da jede Kreditvergabe neue Einlagen schafft. Wenn alle Banken daher ihre Kreditvergabe ungefähr im Gleichschritt ausweiten, stellen die Einlagen keine Beschränkung dar. Daneben gibt es weitere Gründe für Banken, Kundeneinlagen anzuziehen:

  • Kostenersparnis: Für eine Bank ist es am Besten, wenn neu geschaffenes Geld einfach auf ihren Konten liegen bleibt. Wenn das Geld abwandert, kann es sein, dass sie zur Refinanzierung einen Kredit bei einer anderen Bank oder der Zentralbank aufnehmen und dafür Zinsen zahlen muss. Das schafft Unsicherheit und kann teuer werden. Damit das Geld stillgelegt wird und im Haus bleibt, ist es deshalb für Banken attraktiv, Kundengelder mit höheren Zinsen auf die eigenen Sparkonten zu locken. Banken brauchen diese Kundengelder aber nicht, um Kredite zu vergeben.
  • Risikominimierung/Liquiditätsplanung: Je mehr langfristige Spareinlagen eine Bank hat, umso geringer wird das Risiko, dass Einlagen und damit Zentralbankreserven kurzfristig abfließen und dann potenziell eine Refinanzierung durch Kredite bei anderen Banken erforderlich ist.
  • Kundenpflege: Durch Girokonten, Online-Überweisungen etc. pflegt die Bank ihre Kundenbeziehungen, um darauf aufbauend auch weitere Dienstleistungen zu vertreiben. Die Verwaltung von Kundengeldern ist Teil der Marketingstrategie und Kundenbindung.
  • Selbstverständnis: Genossenschaftsbanken oder Sparkassen sind nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern auf Kundenservice und so gehört die Verwaltung von Kundengeldern zu ihrem Selbstverständnis ohne weitere Hintergedanken.

Guthaben auf Girokonten sind für den Kunden täglich verfügbar („Sichtguthaben“) während man bei Sparkonten gegen höhere Zinsen auf eine langfristige Einlage verpflichtet. Durch beide Konten fließen einer Bank potenziell Zentralbankreserven zu oder ab, bei Sparkonten hat sie lediglich mehr Planungssicherheit. In gewisser Weise sind Sparkonten daher eine Art stillgelegtes Geld, das dem Zahlungsverkehr entzogen ist.

Die Banken können kein Geld zum eigenen Profit drucken, sondern nur ihre Bilanzen (etwa bei Kreditvergabe) ausweiten. Mit selbst geschöpftem Geld können Banken zwar Kreditvergaben und Finanzanlagen finanzieren und darüber langfristig auch beachtliche Zinsgewinne und Provisionen einfahren, aber keine kurzfristigen Verluste durch neue Geldschöpfung ausgleichen.

Ja, indirekt. 

Erstens haben Banken Wettbewerbsvorteile bei der Finanzierung von Krediten und Eigengeschäften. 

Zur Vergabe von Krediten brauchen Banken (aufgrund ihres Privilegs aus dem Nichts Geld herzustellen) keine Spargelder und vorgängig auch keine Zentralbankreserven: Banken können ihr Kreditvolumen durch Bilanzverlängerung ausweiten und so zusätzliche lukrative Zinsgewinne einfahren. 

Viel gravierender ist die Finanzierung des Eigenhandels durch selbst geschöpftes Geld. Hier haben die Banken einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber allen anderen Finanzdienstleistern und Unternehmen. Wenn zum Beispiel eine Versicherung Aktien kauft, so kann sie das nur mit dem Geld ihrer Versicherungskunden tun, denen sie dafür Zinsen entrichten muss. Wenn eine Bank Aktien auf eigene Rechnung kauft, so bezahlt sie mit selbst gebuchtem Geld und hat geringere Finanzierungskosten. Das ist einer der Gründe, warum der Eigenhandel der Investmentbanken in den letzten Jahrzehnten so stark zugenommen hat. Auch können Banken Sachanlagen (zum Beispiel Immobilien) mit selbst geschöpftem Geld kaufen, wogegen alle anderen Unternehmen den Kaufpreis vollumfänglich finanzieren müssen. Dass eine Branche mit selbst geschöpftem Geld auf den Märkten einkaufen kann, ist ein gravierender Verstoß gegen die Prinzipien der freien Marktwirtschaft. 

Von expansiven Kreditvergaben profitieren große Banken mehr als kleine Banken. Denn wenn kleine Banken Geld durch Kreditvergabe schöpfen, fliesst dieses Buchgeld durch die Überweisungen der Kunden schnell zu anderen Banken ab und sie müssen diesen Abfluss refinanzieren und dafür Zinsen zahlen. Bei großen Banken ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass das selbstgeschöpfte Buchgeld im eigenen Unternehmen bleibt und nicht refinanziert werden muss. 

Aber: Da die Leitzinsen seit einigen Jahren bei etwa null Prozent liegen, entstehen derzeit aus der eigenen Geldschöpfung fast keine zusätzlichen Profite mehr. Denn es ist für die Bank finanziell egal, ob sie kostenlos selbst Geld schöpft oder zu null Prozent Zins bei der Nationalbank leiht. Was aber auch bei Nullzins-Niveau bleibt, sind die Wettbewerbs-Vorteile für die Banken, weil ja weiterhin nur sie Zugang zum Nullzins-Angebot der Zentralbank haben.

Tatsächlich gibt es einige Faktoren, die die Bankengeldschöpfung begrenzen. 

Eigenkapitalvorschriften: Bei Krediten und Investitionen müssen die Banken gewisse Mengen an Eigenkapital vorhalten, welches ein Puffer der Inhaber für eventuelle Verluste darstellt. Die konkrete Höhe des notwendigen Eigenkapitals wird kompliziert berechnet. Das Eigenkapital ist nicht frei verfügbares Geld, sondern kann in Computern, Immobilien, Aktien, Anleihen etc. investiert sein. 

Kreditnachfrage und Kreditsicherheiten: Kunden, die einen Kredit wollen, müssen den Anforderungen der Bank genügen und entsprechende Sicherheiten stellen können. 

Mindestreserve: Die Banken müssen das Volumen ihrer Giralgeld-Guthaben mit 1% Zentralbankgeld abdecken. Die Mindestreserve soll eigentlich sicherstellen, dass Banken ihren Auszahlungsversprechen nachkommen können und wurde in den letzten Jahrzehnten aber immer weiter abgesenkt. Die Mindestreserve muss aber nur im Monatsdurchschnitt erreicht werden und kann nachträglich erfüllt werden. D.h. die Banken vergeben erst die Kredite und gucken am Tagesende, wie viel Zentralbankreserven sie noch brauchen und leihen sich diese dann bei der Zentralbank. 

Liquidität: Die Banken stehen untereinander im Wettbewerb um Kundeneinlagen, da ihnen über diese Zentralbankreserven zufließen. Da sie untereinander ihre Zahlungsverpflichtungen in Zentralbankreserven leisten müssen, sind sie daher ein stückweit auf Kundeneinlagen angewiesen. Würde eine Bank A beispielsweise exzessiv Kredite vergeben, die dann im Zahlungsverkehr an Konten bei Bank B fließen, dann müsste Bank A in entsprechender Höhe Zentralbankreserven an Bank B überweisen und könnte in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die einzelnen Banken müssen daher darauf achten, dass sich ihre Zahlungseingänge durch Einlagenzuflüsse und Zahlungsausgänge durch Kreditvergaben ungefähr die Waage halten. Gleichzeitig unterliegt das Bankensystem als Ganzes keiner solchen Beschränkung, da jede Kreditvergabe neue Einlagen schafft. Wenn alle Banken daher ihre Kreditvergabe ungefähr im Gleichschritt ausweiten, stellen die Einlagen keine Beschränkung dar.

Die meisten Menschen haben völlig falsche Vorstellungen vom Geldsystem und denken, dass allein der Staat bzw. die Zentralbank Geld schaffen kann und Banken reine Mittelsmänner sind, die das Geld von Sparern an Kreditnehmer weiterreichen. Selbst unter Banken und vielen Ökonomen herrschen diesbezüglich oft falsche Vorstellungen. Seit der Finanzkrise ist jedoch ein positiver Aufklärungstrend zu erkennen, da sich immer mehr Menschen mit der Funktionsweise des Geldsystems auseinandersetzen und beginnen, die wahren Zusammenhänge zu verstehen. 

Umfragen deuten darauf hin, dass die meisten Menschen aber nicht damit einverstanden sind, dass Banken Geld schöpfen können. So antworteten über 90% der Befragten in einer Umfrage, die Professor Richard Werner unter Frankfurter Bürgern durchgeführt hat zum Thema „Wer macht und verteilt das Geld“, dass Sie nicht damit einverstanden sind, dass Banken Geld schöpfen können.

Die Giralgeldschöpfung durch Banken ist mit zahlreichen Problemen verbunden: 

  1. Komplexität: 

    Das Geldsystem ist hochkomplex und für die meisten Menschen nicht verständlich. Umso schwieriger ist es, sinnvolle Politik zu machen und angemessene Finanzmarktregulierungen umzusetzen. 

  2. Systemische Instabilität durch Gefahr von Bank-Runs, und Fehlanreize durch Einlagensicherung

    Dadurch, dass Giralgeld nur ein Versprechen auf Auszahlung von Bargeld ist und Banken aber überhaupt nicht ausreichend Bargeld vorrätig haben, um dieses Versprechen für alle Kunden zu erfüllen, gibt es die Gefahr von Bank-Runs, bei denen viele Kunden aus Angst vor einer Bankpleite ihre Guthaben rechtzeitig abheben und damit retten wollen. Da Bank-Runs eine Gefahr für die Finanzmarktstabilität darstellen, wurden Einlagensicherungen installiert, die aber das Haftungsprinzip zunichtemachen und letztlich dazu führen, dass der Staat und Steuerzahler bei Bankpleiten für Verluste aufkommen und damit Gewinne privatisiert und Verluste verstaatlicht werden. 

  3. Spekulation statt Realwirtschaft

    Das meiste Geld aus der Giralgeldschöpfung der Banken fließt nicht in die Realwirtschaft, sondern in Vermögenswerte und Spekulation. Insbesondere der Handel mit Vermögenswerten wie Immobilien kann für Banken ein höchst profitables Geschäft sein, wenn dort durch Kreditausweitung Blasen erzeugt werden mit gigantischen Gewinnen für alle Beteiligten und die späteren Verluste beim Platzen der Blase dann vom Staat aufgefangen werden müssen. Zum Vergleich: Zu Beginn der 90er Jahre belief sich das Bruttoinlandsprodukt der Welt auf ca. 23 Billionen US$. Zu diesem Zeitpunkt gab es Finanzanlagen im Wert von 2 Billionen US$. Im Jahr 2010 betrug das Bruttoinlandsprodukt aller Staaten ca. 63 Billionen US$, während in der Finanzwirtschaft 600 Billionen US$ angelegt waren. Innerhalb von 20 Jahren hat sich das Verhältnis von produktiv investiertem Geld zu unproduktiv investiertem Geld von 10:1 auf 1:10 verändert. 

  4. Fehlende Kontrolle über die Geldmenge durch die Zentralbank

    Die Zentralbank hat im gegenwärtigen Geldsystem nur indirekt Kontrolle über die Geldmenge. Sie kann banken zu günstigen Zinsen Zentralbankreserven verleihen oder Ihnen Vermögenswerte zu guten Preisen abkaufen aber damit kann sie gewissermaßen „das Pferd nur zur Tränke führen“ – Trinken muss es selber. Wenn Banken sich zum Beispiel aufgrund einer Wirtschaftsrezession aber mit der Kreditvergabe zurückhalten und die Geldmenge trotz Deflationsgefahr nicht erhöhen, dann gerät die Wirtschaft in Probleme und die Zentralbank kann nur wenig tun. 

  5. Allgemeine Überschuldung und systematische Umverteilung von unten nach oben

    Im gegenwärtigen Geldsystem sind Geld und Schuld zwei Seiten der gleichen Medaille – würden alle Schulden zurückgezahlt, gäbe es quasi kein Geld. Da unsere Wirtschaft auf ausreichend Geld angewiesen ist, erzwingt das Geldsystem daher geradezu eine allgemeine Überschuldung und damit durch den Zins auch eine systematische Umverteilung von den Schuldnern zu den Vermögenden. 

  6. Privilegien für den Banksektor

    Die Fähigkeit zur Giralgeldschöpfung stellt ein großes Privileg für den Bankensektor dar und erklärt zu einem großen Teil die hohen Renditen und Einkommen im Finanzsektor. Insbesondere im Verlauf der Finanzkrise wurde immer deutlicher, wie sehr Wirtschaft und Politik am Kredittropf der Banken hängen und wie schwierig es daher ist, die Finanzmärkte und Banken sinnvoll zu regulieren. 

  7. Verminderter Geldschöpfungsgewinn für den Staat und die Gesellschaft

    Dadurch, dass der Staat den Geldschöpfungsgewinn nur auf das Bargeld (Münzen und Papiergeld) erhält, entgeht der öffentlichen Hand der Geldschöpfungsgewinn auf den Großteil des modernen Geldes, nämlich des Giralgeldes. Damit verzichtet man auf beträchtliche regelmäßige Einnahmen, die ansonsten der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen könnten anstatt den Banken. 

  8. Wachstumszwang

    Die heutige Geldmenge ist überwiegend aus verzinsten Schulden enstanden, für die fortlaufend Zinszahlungen anfallen. Dadurch beinhaltet das Schuldgeld einen Verteilungseffekt von unten nach oben. Da diese Zinsen üblicherweise an wohlhabende Kapitalbesitzer fließen, welche diese nicht sofort wieder verkonsumieren und damit nicht ins System zurückspeisen, wird dem Wirtschaftskreislauf stetig Geld und damit Nachfrage entzogen. Nur wenn die Geldmenge wächst (durch neue Verschuldung und kreditfinanzierte Innovation), kann diese systemische Nachfragelücke ausgegelichen werden. Wenn die Geldmenge hingegen nicht wächst, sind Kreditausfälle, Unternehmenspleiten und Arbeitslosigkeit die Folge. Daher ist die gegenwärtige Geldordnung nicht vereinbar mit einer nicht-wachsenden steady state Wirtschaft, sondern es gibt nur die Wahl zwischen Wachstum und Wohlstand oder Wirtschaftskrise und Rezession.

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