Am 9. Und 10. November haben sich in der Berliner Filiale der GLS Bank beim „Geldwende-Konvergenztreffen“ 18 VertreterInnen der verschiedenen deutschen Geldreform-Bewegungen zusammengefunden, um sich kennenzulernen, Vorbehalte zu überwinden und in ein gemeinsames, kraftvolles Zusammenwirken zu kommen.
Organisiert und moderiert von Lino Zeddies und Oliver Sachs war das Ziel der Veranstaltung, in einem konstruktiven Austausch Vertrauen und Verbindungen entstehen zu lassen und Synergien in Form von Projekten, Kooperationen und Bündnissen zu heben.
Die verschiedenen Bewegungen, die sich in Deutschland für ein nachhaltig-gerechtes Geld- und Finanzsystems im Dienst der Gesellschaft einsetzen, haben bisher häufig nicht an einem Strang gezogen und Unterschiede betont, statt auf Gemeinsamkeiten zu schauen. Da der ersehnte große Wandel des Geldes so zersplittert nicht gelingen kann, sollte die Veranstaltung daher einen fruchtbaren Austausch zwischen den Menschen der verschiedenen Bewegungen schaffen, um Gemeinsamkeiten, Schnittmengen und gemeinsame Positionen unter Würdigung der Unterschiedlichkeiten und Vielfalt zu finden.
Im Gegensatz zu den üblichen Fachtagungen war der Ansatz dieser Veranstaltung, den intellektuell-fachlichen Austausch fürs Erste in den Hintergrund zu stellen und stattdessen mit verbindenden Methoden und ausreichend Zeit ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, um sich auf einer tieferen Ebene persönlich kennenzulernen, gemeinsame Werte und Ideale hervorzuheben und die gemeinsamen Träume und Utopien zu erkennen. Anwesend waren 18 Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Bewegungen für ein nachhaltig-gerechtes Geld- und Finanzsystems – von Vollgeld über Modern Monetary Theory, Freiwirtschaft/Zinskritik, ethischem Banking, Regional- und Komplementärwährungen bis hin zu Kryptowährungen.
Entsprechend wurden nach einer Begrüßung vier Ebenen der Kommunikation aus der Theory U vorgestellt (siehe Bild) mit dem Ziel für die nächsten zwei Tage vor allem die Herzens- und Emergenzebene dazuzuholen. Es folgte ein methodisch abwechslungsreicher Tag mit Austausch in Kleingruppen über persönliche Verletzungen durch Geld, kurze Meditationen, einer Methode aus der Tiefenökologie zum Hineinversetzen in die eigenen Nachfahren, Improtheater-Spielen zum Auflockern und „Council“-Gesprächsrunden. Der “Graphic-Recorder” Robin Hotz hat diesen Prozess mit Leichtigkeit und Anmut sichtbar gemacht.
Sehr fruchtbar war vor allem der Austausch über die ersehnte Vision von Gesellschaft und Geldsystem der Teilnehmenden. Dabei herrschte Einigkeit über das gemeinsame Ziel eines nachhaltigen und demokratischen Geldsystems, das allen Menschen und deren Potentialentfaltung dienen solle, Zeitwohlstand schafft und eine Vielfalt an Lebensentwürfen und Kulturen ermöglicht. Wie das Blut im menschlichen Körper, muss auch das Geld alle gesellschaftlichen Organe ausreichend versorgen und nicht wie bisher, viele Bereiche stark unterversorgen und gleichzeitig den Finanzsektor massiv überversorgen. Insbesondere das Erkennen dieser gemeinsamen übergeordneten Vision erzeugte eine große Verbundenheit und Annäherung der Anwesenden.
“Wir sind alle zusammen schöpferisch in Beziehung gekommen: Nicht alleine durch den Austausch von Ideen und Gedanken, vielmehr durch die Möglichkeit mit uns selbst und den Anwesenden in einen herzlichen und tiefen Austausch zu kommen. Wir haben uns auf unterschiedlichen Ebenen aufeinander zu bewegt. So gesehen ist der Weg zu einer neuen Geldordnung voll im Gange.” Hanjo Achatzi, Regios eG
Am Samstag wurde es konkreter und nach einem Austausch zur allgemeinen Befindlichkeit der Teilnehmenden als Geldreform-AktivistInnen wurden aktuelle Projekte der verschiedenen Organisationen und Personen vorgestellt. Darauf aufbauend entstanden so beim Mittagessen bereits viele neue Verbindungen und Kooperationsmöglichkeiten. Zum Abschluss wurde noch eine systemische Aufstellung zu Hindernissen für die Geldreformbewegung durchgeführt, welche überraschende Impulse brachte. Bei der gemeinsamen Abschlussrunde gab es sehr positives Feedback und Einigkeit, dass diese Form des Austauschs unbedingt fortgesetzt werden müsse, beim nächsten Mal dann mit dem inhaltlichen Austausch im Vordergrund.
Es ist zu hoffen, dass die Veranstaltung der Startschuss für ein neues Miteinander der verschiedenen Geldreform-Bewegungen in Deutschland gewesen ist und die Geldreformer für die dringend notwendigen Veränderungen im Geld- und Finanzsystem bald eine gemeinsame Stimme in der Öffentlichkeit finden werden.
Abschließend danken wir der GLS Treuhand Stiftung, deren finanzielle Unterstützung diese Tagung ermöglicht hat.