Vom 24.11 – 25.11. hat der Verein Monetative e.V. nach vierjähriger Pause wieder eine physische Jahrestagung in Frankfurt am Main durchgeführt. Diesmal wurden in kleinerer Runde verschiedene Beiträge zu den Themen Monetäre Staatsfinanzierung und Digitaler Euro präsentiert und intensiv diskutiert.
Monetäre Staatsfinanzierung aus ökologischer und Vollgeldperspektive
Den Anfang des Themenblocks Monetäre Staatsfinanzierung machte am Samstag Helge Peukert, emeritierter Professor an der Universität Siegen. Der Titel seines Vortrags lautete “Monetäre Staatsfinanzierung aus ökologischer und Vollgeldperspektive” und setzte seinen Fokus auf aktuelle Umweltprobleme im Bereich Klimaerwärmung und CO2 Emissionen. Das Fazit lautete: Die Grenzen des Planeten sind schon längst überschritten und radikale Reformen sind notwendig. Zu den Reformen zählen unter anderem eine Umkehrung der Machtverhältnisse und die Finanzierung der ökologischen Transformation sowie eines Grundeinkommens über die Zentralbank.
Monetäre Staatsfinanzierung und Modern Money Theory
Es folgte der Vortrag von Dirk Ehnts, zum Thema “Monetäre Staatsfinanzierung und Modern Money Theory”. Im Vortrag zeigte Ehnts zuerst die Funktionsweise der monetären Staatsfinanzierung am Beispiel Kanada auf, wo auch noch heute ein Teil der neu emittierten Anleihen vom kanadischen Staat gekauft werden. Der Kauf verlängert die Bilanz der Zentralbank. Die Staatsanleihen der Zentralbank sowie Reserven des Staates werden erhöht. Gibt der Staat nun die neuen Reserven aus, fließen sie zum Bankensystem, das nun Reserven sowie Bankeinlagen in der Bilanz hält. In Deutschland dagegen wird eine Nicht-monetäre Staatsfinanzierung betrieben. Hier kaufen Banken die neu emittierten Staatsanleihen mit Zentralbankreserven. Die Bank hat damit Staatsanleihen in ihrer Bilanz sowie Bankeinlagen. Aus funktionaler Sicht macht es nach Ehnts keinen Unterschied, ob die Zentralbank oder Banken die Staatsanleihen kaufen, da am Ende das Bankensystem verzinste Zentralbankreserven (Monetäre Staatsfinanzierung) oder verzinste Staatsanleihen (Nicht-Monetäre Staatsfinanzierung) hält, welche sich ökonomisch kaum unterscheiden. Auch Quantitative Easing habe gezeigt, dass Monetäre Staatsfinanzierung keine Auswirkung auf die Realwirtschaft hat. Die politischen Dimensionen von direkter Staatsfinanzierung, so Ehnts, sind jedoch nur schwer abzuschätzen. Ehnts betonte hierbei auch, dass sich die Modern Money Theory eher analytisch versteht und Handlungsoptionen aufzeigt und keine Handlungsempfehlungen gibt.
Nach der Mittagspause ging es weiter mit der Diskussion zur Monetären Staatsfinanzierung mit den vorigen Referenten Helge Peukert und Dirk Ehnts. Hier wurde die monetäre Staatsfinanzierung und im speziellen die MMT diskutiert.
Aktuelles zum Digitalen Euro
Der Themenblock “Aktuelles zum Digitalen Euro” wurde eingeleitet von Manuel Klein. Er stellte den aktuellen Stand des Digitalen Euro Projekts von EU-Kommision und EZB vor. Nach Analyse von Klein bietet der Digitale Euro nach Plan der EU-Kommision keinen klaren Vorteil gegenüber bestehenden Zahlungsmitteln. So müssen für eine Zahlungen in Digitalen Euros zuerst das Digitale Euro-Konto des Nutzers mit Giralgeld aufgeladen werden. Geht die Zahlung an einen Händler, wird das Geld sofort wieder in Giralgeld umgewandelt, da Händler kein Digitale Euro Konto halten dürfen. Im Endeffekt macht ein Digitaler Euro Zahlungen so nur komplizierter. Zudem bietet der Digitale Euro nach Plan der EU-Kommision keine Anonymität bei Online-Zahlungen und kann sich so nicht von Bankeinlagen abgrenzen.
Hier können Sie Inhalte der Präsentation nachlesen:
CBDC als digitaler Euro - Anfang oder Ende einer graduellen Vollgeldreform?
Den Abschluss am Samstag machte Joseph Huber mit seinem Vortrag mit dem Titel “CBDC als digitaler Euro – Anfang oder Ende einer graduellen Vollgeldreform?”. Hubers Vortrag bestand aus drei Teilen. Zuerst wurde die Geldsubstitution, also die Verdrängung von einer Geldart durch eine andere, in historischer Perspektive dargestellt. So wurden ab ca. 1660 Metallwährungen durch unreguliertes privates Papiergeld ersetzt. Dieses wurde wiederum ab 1840 durch staatliches Papiergeld mit dem Notenbankmonopol verdrängt. Ab 1920 wurde dieses Geld durch Buchgeld von Banken verdrängt. Ab dem Jahr 2020, so Huber, fangen Digitale Zentralbankwährungen schließlich an, das Giralgeld zu verdrängen. Im zweiten Teil ging es um den Digitalen Euro aus Sicht des Bankensektors. Der Bankensektor hat Digitale Zentralbankwährungen anfangs nur ignoriert, arbeitet aber inzwischen aktiv gegen die Bestrebungen von Zentralbanken die Währungen auszugeben. Die Probleme des privaten Bankengeldes werden dabei aber, so Huber, totgeschwiegen. Im letzten Teil des Vortrags wurde die Ambivalenz der Zentralbanken aufgezeigt. Zentralbanken sind auf der einen Seite progressive Protagonisten von CBDCs, auf der anderen Seite aber auch Verteidiger des Status-Quo des Bankengeldregimes. Mit der Ausgabe von CBDCs treten sie in direkte Konkurrenz mit digitalem Bankengeld, was die monetär priviligierte Position des Bankensektors in Frage stellt.
Bürgerentwurf für einen Digitalen Euro
Aus zeitlichen Gründen wurde der Vortrag von Simon Hess auf den Sonntagmorgen verschoben. In seinem Vortrag ging es um einen “Bürgerentwurf für einen Digitalen Euro”. Erst wurde aufgezeigt, wie sich der Digitale Euro von Bargeld und Bankeinlagen unterscheidet und wo er Vorteile bieten kann. Dann wurden die wichtigsten Designkriterien vorgestellt für einen Digitalen Euro, der im Interesse der EU-Bürger ist. So muss ein Digitaler Euro ein Recht für alle, unlimitiert, positiv verzinst, teil-anonym und hybrid zugänglich sein. Die Punkte wurden zudem den EU-Kommisionsplänen gegenübergestellt. Nur bei den Punkten teil-anonymität und hybrider Zugriff stimmten Monetative und EU-Kommision überein. Die Bürger/Monetative Position wurde kontrovers unter den Teilnehmern diskutiert. Vor allem beim Punkt Verzinsung herrschte keine Einigkeit, da Geld für Gewöhnlich keinen Zins trägt, jedoch durch die heutige Kreditgeldschöpfung ein Zins auf Geld von Zentralbank (Einlagenfazilität) und Banken (Einlagenzins) gezahlt wird.
Die Tagung ist unter den Teilnehmern insgesamt positiv aufgenommen worden. Nach der langen Zeit waren viele Teilnehmer wieder froh sich physisch zu treffen und Gedanken auszutauschen. Trotz der kleineren Quantität im Teilnehmerkreis hat die hohe Qualität der Tagung überzeugt, so ein Teilnehmer.