Rezension des Buches von Michael Schemmann „Offenbarungseid der Deutschen Bundesbank“: Kritik am Aufsatz der Deutschen Bundesbank über die Rolle von Banken, Nichtbanken und Zentralbanken im Geldschöpfungsprozess, erschienen bei amazon.
Michael Schemmann ist Bankkaufmann, Betriebswirt, emeritierter Professor für Finanz- und Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfer und Betreiber des IICPA, eines internationalen Instituts für Wirtschaftsprüfer. In seinem knapp 100 Seiten umfassenden Buch antwortet er auf den Monatsbericht April 2017 der Deutschen Bundesbank. Kernteil ist die Kritik der Buchhaltungsmethodik der Banken, die von der Bundesbank in diesem Monatsbericht ausführlich dargestellt und verteidigt wird. Die Bundesbank beschreibt in diesem Monatsbericht auf S.18, wie die Banken Geld schöpfen:
“Die Gutschrift des Geldbetrages in Form einer Bankeinlage erscheint in der Bilanz des Kunden X als Forderung an die Bank, die Verpflichtung zur späteren Zurückzahlung des Kredits stellt in gleicher Höhe eine Verbindlichkeit des Kunden X an die Bank dar. Spiegelbildlich zum Kundenkonto erhöhen sich in der Bilanz der Bank X deren Forderungen gegen den Kunden und deren Verbindlichkeiten an den Kunden. Im Ergebnis kommt es beim Kreditnehmer und bei der Bank zu einer sogenannten Bilanzverlängerung, zugleich wurden durch diese Buchungsvorgänge 1000 € Buchgeld (hier auch Giralgeld genannt) geschaffen.”
Schemmann kommentiert diese Geldschöpfungspraxis der Banken aus dem Blickwinkel des internationalen Standards für Rechnungslegung IFRS. Dort ist definiert, welche Voraussetzungen sowohl Vermögenswerte erfüllen müssen, die auf der Aktivseite eines Unternehmens verbucht werden, als auch Verbindlichkeiten, die auf der anderen Seite der Bilanz stehen.
Die Kernaussage von Schemmann ist: Die Praxis der Bilanzverlängerung bei Banken-Kreditvergaben und damit die Schöpfung von Buchgeld entspricht nicht den IFRS-Kriterien für eine ordnungsgemäße Buchhaltung. Ein neu abgeschlossener Kredit, der als Vermögenswert (Aktivum) gleichzeitig mit einer Verbindlichkeit auf Auszahlung von Geld (Passivum) in der Bankbilanz verbucht wird, so wie es die von der Bundesbank beschriebene Praxis ist, kann weder einen Vermögenswert noch eine Verbindlichkeit begründen, die den IFRS-Kriterien genügen.
Warum:
-Der Vermögenswert (die Kreditforderung der Bank) beruht nicht auf einem echten Geschäftsvorgang und hat keine Kostenbasis, da ja keinerlei Geld dafür tatsächlich ausbezahlt wurde
-Die Verbindlichkeit ist keine echte Verbindlichkeit, da sie ja größtenteils gar nicht ausbezahlt wird, und sie beruht ebenfalls nicht auf einem vergangenen tatsächlichen Geschäftsvorgang.
Der IFRS-Standard schreibt aber sowohl tatsächliche Geschäftsvorgänge als auch eine Kostenbasis für den Eintrag von Vermögenswerten/Verbindlichkeiten in eine Bilanz vor.
Der Kommentar dazu von Schemmann: Moderne Banken sind lediglich zu Unrecht “glorifizierte Buchhaltungsbetriebe” in tempelartigen Gebäuden, die mit einem Vorgang aus der “Trickkiste” der 500 Jahre alten venezianischen “Doppelten Buchführung” Buchgeld schöpfen. Das müsste nicht so sein!
Die Lösung: Vollgeld
Der Autor zeigt in seinem Buch auch, wie die Banken-Buchhaltung korrekt aussehen sollte: Geld muss von den Banken genauso als Aktivum in der Bilanz verbucht werden wie von anderen Unternehmen. Die vom Kreditnehmer benötigte Summe müsste dann mit liquiden Mitteln der Bank ausgezahlt werden, die von der Aktivseite der Bankbilanz abgebucht werden. So wäre das keine Bilanzverlängerung mehr, sondern lediglich ein Aktivtausch in der Bilanz. Eine solche Buchungspraxis würde dann auch den internationalen Standards für Rechnungslegung entsprechen. Dies entspricht auch den Forderungen des Vereins Monetative e.V. (siehe Erklärung “Was wir wollen”) und anderen, die sogenanntes „Aktivgeld“ fordern.
Mehrfache „Offene Briefe“ von Schemmann an internationale Wirtschaftsprüfungs-Organisationen (ein aktuelles Beispiel hier), dass die Buchhaltungspraxis der Banken von korrekt arbeitenden Wirtschaftsprüfern nicht akzeptiert werden sollte, hatten bisher keinen Erfolg.
Hoffentlich kann dieses Büchlein dazu beitragen, dass mehr über das Thema Buchhaltung der Banken nachgedacht wird. An Aktualität fehlt es jedenfalls nicht: Jüngst werden wieder italienische Banken gerettet, weil sie unter „notleidenden“ Krediten zusammenzubrechen drohen. Diese Kredite sind nichts anderes als genau die Aktiva, die ohne echte Kostenbasis von Banken in ihre Bilanz aufgenommen werden können und jetzt viel weniger wert sind als vorher behauptet. Das Problem wird uns immer wieder auf die Füße fallen, wenn wir nicht unser Geldsystem ändern!
Klaus Karwat