Eine Prosa über die Bedienungsanleitung der Geldmaschine von Claus Meyer
Vor langer Zeit lebten besondere Menschen, die etwas zu sagen hatten und deren Untertanen auch alles glaubten, was diese Mäzene sagten und befahlen. Sie stellten fest, dass es doch Möglichkeiten geben müsse, etwas zu erfinden, womit sie ihre Besitztümer besser vermehren könnten. So waren die besten Köpfe des Landes aufgerufen, hier eine Lösung zu finden. Da fanden sich ein paar Experten, die nach langem Überlegen auf die Idee kamen, eine Geldmaschine zu bauen. Neben dem Bau stellten diese sogenannten Fachleute auch gleichzeitig eine Bedienungsanleitung dafür her. So beschloss der Herrscher, eine solche Maschine zu bauen mit der Auflage, dass die zugehörige Bedienungsanleitung stets eingehalten werden müsse.
Alle waren glücklich über die Maschine. Doch nach einiger Zeit stotterte die Geldmaschine, sie produzierte zu viel Geld und verstopfte den Ausgabeschacht. Jetzt waren alle wichtigen Maschinenversteher gefragt, wie man denn die Maschine wieder in Gang bekommen würde. Es wurde ein großes Treffen arrangiert, alle Welt berichtete darüber und man fand heraus, dass man den Ausgabeschacht entleeren müsse, dann würde die Maschine wieder gut laufen. Auch wenn man jetzt wusste, was eigentlich zu ändern wäre, war es laut Bedienungsanleitung eben nicht erlaubt, Änderungen vorzunehmen. Und diese Bedienungsanleitung war nun einmal wie ein Gesetz und Gesetze waren schon immer dazu da, dass diese eingehalten und nicht geändert werden.
Um die Menschen nach der Reparatur mit solchen Problemen nicht weiter zu erschrecken, wurde daraufhin überall bekanntgegeben, dass die Maschine noch nie so gut gelaufen sei wie gerade in dieser Zeit. Alle Medien verkündeten diese Meldung und so waren die Menschen damit zufrieden, dass alles bestens sei. Sie wurden dann wieder mit leichter Unterhaltung oder auch Krimis berieselt und waren gleichzeitig so stark mit sich selbst beschäftigt, dass ihnen die besondere Nachricht wieder aus dem Gedächtnis entschwunden war.