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Buchbesprechung: DAS GELD von Eske Bockelmann (2020)

Eske Bockelmann (2020):
DAS GELD
Was es ist, das uns beherrscht
Matthes & Seitz Berlin
368 Seiten


Besprechung von Petra Leonhardt


Der Klappentext verspricht die Revolutionierung unseres Blicks auf die Welt. Große Worte.  Aber zumindest bei mir hat es funktioniert.
Und dabei ist es weniger die zwingende Logik mit der der Autor erläutert wie Geld heute, und schon immer seit seiner Entstehung, funktioniert, weil es so funktionieren muss. Sondern es ist sein Blick zurück, in eine Zeit als es sehr wohl Münzen gab, aber eben kein Geld. Kein Geld aus unserer Vorstellungswelt. Kein Geld, das alles beherrscht und beherrschen muss. Es ist dieser Blick, der eine Art des Zusammenlebens beschreibt, die heute sehr viele als neu und erstrebenswert ansehen. Ein Zusammenleben das Verteilung und Teilhabe nicht nach einer irgendwie gearteten Wertigkeit von Waren, dem zu seiner Erzeugung notwendigen Aufwand, dem Preis den man dafür erzielen kann usw. regelt. Sondern Verteilung und Teilhabe von Dingen, die man zum Leben benötigt. Und erst wenn diese Dinge aufhören Dinge zu sein und zu Waren werden, sind wir beim Geld.
Seine Herleitung wie es dazu kam, dass das Geld in die Welt kam ist schlüssig und die Analyse, was dann mit unserer Welt, und vor allem mit uns, passieren musste ist fesselnd und erschreckend zugleich. Das Geld ‘zwang’ uns zu nie dagewesenen Leistungen und Anstrengungen um sein Diktat von immer mehr Geld zu erfüllen. Es wurde zur gleichen Zeit unvorstellbarer Wohlstand und unermessliches Leid geschaffen.  Und nun sind wir im Heute angelangt und müssen erkennen, dass ein “Immer mehr” nicht geht. Üblicherweise ist damit gemeint, dass ein “Immer mehr” an Waren nicht geht. Folgt man den Argumenten von Eske Bockelmann, kann es mit dem Geld aus unserer Vorstellungswelt nicht gehen.
Was die Frage offen lässt, ob es ein zurück zu einer Welt mit Münzen aber ohne Geld gibt. Oder gibt es einen anderen Weg, uns von Geld und seinem Zwang zu immer mehr Geld zu befreien? Alle aktuellen Initiativen zur Reform unseres Geldes werden sich mit diesem Buch schwer tun. Auch weil der Autor es ihnen leicht macht, wenn er einige Aspekte zum aktuellen Geld, nicht allzu genau nimmt – um nicht zu sagen falsch liegt. Ich kann nur hoffen, dass eine Auseinandersetzung mit diesem Buch nicht an solchen Kleinigkeiten scheitert. Denn als große These, als revolutionärer Blick auf die Welt, hat das Buch und sein Autor es verdient, ernst genommen zu werden.


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