Publiziert am 17. März 2013 von Christian Schantz
Der Ökonom Richard Werner, der an der Universität von Southhampton Internationales Bankgeschäft lehrt, hat 2012 tausend Bürgern der Bankenmetropole Frankfurt am Main dieselbe Frage gestellt: “Wer macht und verteilt Geld?”
84% der Befragten dachten, dass entweder die Zentralbank oder die Regierung das Geld in Umlauf bringe und darüber entschiede, wer es bekäme. Auf die Frage “Würden Sie einem System zustimmen, in dem die Mehrheit der Geldmenge durch meist private, auch profitorientierte Unternehmen produziert und verteilt wird und nicht durch staatliche Organe?” antworteten 90% mit „nein, das wollen wir nicht“.
Die Funktionsweise unseres Geldsystems
Leider funktioniert unser Geldsystem aber genau so:
In Deutschland kommt nahezu das gesamte Geld in Umlauf, wenn Banken Kredite vergeben oder Sachwerte aufkaufen. Die Geldschöpfung durch Kreditvergabe erfolgt durch einen einfachen Buchungsvorgang, einer sogenannten Bilanzverlängerung.
Das Problem dabei ist, dass wir in Deutschland fast vollständig auf Fremdversorgungangewiesen sind, d.h. praktisch niemand kann sich selbst mit den zum täglichen Leben wichtigen Gütern oder Dienstleistungen versorgen. Der Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser, Wohnraum, medizinischer Versorgung, Altersversorgung und Energie wird über Geld geregelt.
Wie viel Geld ausgegeben wird und wo es landet, entscheidet aber keine staatliche Institution, sondern das entscheiden private Banken. Letztere sind nicht dem Gemeinwohl, sondern ihrem eigenen Geschäftsinteresse verpflichtet. Geld an sich ist sozusagen schon seit vielen Jahrzehnten fast vollständig privatisiert.
Weiterhin ist es problematisch, dass eine in Geld gemessene schrumpfende oder stagnierende Wirtschaft mit unserem Geldsystem nicht vereinbar ist. Denn es müssen ständig neue Kredite vergeben werden, um die alten Kredite mit Zins zurückzuzahlen. Dadurch ergibt sich ein monetärer Wachstumsdruck, der uns den vorherrschenden Wachstumswahn in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft besser verständlich machen kann.
Für ein Geldsystem in öffentlicher Hand
In der Monetative engagieren wir uns für ein Geldsystem in öffentlicher Hand.
Dazu muss die Geldschöpfung durch Kreditvergabe oder durch Aufkauf von Sachwerten von privaten Banken unterbunden werden. Nur die unabhängige, aber dem Parlament rechenschaftspflichtige Zentralbank soll befugt sein, Geld jeglicher Form (Münzen, Geldscheine, Buch-oder Giralgeld) in Umlauf zu bringen. Nur diese staatliche Institution entscheidet dann, wie viel zusätzliches Geld in Umlauf kommt und die jeweilige Regierung entscheidet, wofür es ausgegeben wird und bringt es z.B. durch Staatsausgaben unter die Leute.
Dieses in “Umlaufbringen” erfolgt zins- und tilgungslos und der Staat verdient an der Seignorage, dem Reingewinn aus der Geldschöpfung. Die Staaten müssten sich somit auch nicht mehr bei einem intransparenten und gesichtslosen Finanzmarkt verschulden.
Eine ausführliche Beschreibung der “Vollgeldreform” ist auf unserer Website zu finden.
Die Monetative
Seit Anfang 2012 ist die Monetative ein gemeinnütziger Verein.
Wir sind parteipolitisch ungebunden und haben momentan etwa 30 Mitglieder.
Wir finanzieren uns fast ausschließlich von Mitgliedsbeiträgen und kleinen Spenden, wollen aber in Zukunft auch verstärkt bei kleinen und mittelständischen Betrieben um finanzielle Unterstützung werben, um unsere organisatorischen Strukturen zu professionalisieren.
In vielen anderen Länder wie z.B. in England, Irland, Neuseeland, Australien, Israel, Italien, den USA und der Schweiz gibt es mittlerweile Gruppen mit ähnlichen Reformvorschlägen.
Die Umfrage von Richard Werner (s.o.) zeigt, dass die meisten Menschen die Probleme des Geldsystems nicht verstanden haben. Ich sehe unsere wichtigste Aufgabe momentan darin, der breiten Öffentlichkeit diese Problematik zu erklären. Denn solange die meisten Leute denken, dass heute die Zentralbank oder die Regierung das Geld in Umlauf bringt, werden wir nicht genügend Unterstützer finden.
Deshalb wollen wir in nächster Zeit ein Einführungsvideo zurGeldschöpfungsproblematik produzieren und unsere Website noch allgemeinverständlicher gestalten.
Vollgeld und Postwachstum
Die Vollgeldreform ist ein wichtiger Schritt in die Postwachstumsökonomie.
Wir leben in Zeiten knapper werdender fossiler Ressourcen und damit in Zeiten, in denen dauerhafte wirtschaftliche Stagnation oder Rezension immer wahrscheinlicher werden. Unser Geldsystem ist mit solchen Zeiten nicht kompatibel. Solange wir dieses System nicht grundlegend ändern, werden weiterhin von Politik und Wirtschaft ökologisch und sozial verheerende Entscheidungen getroffen und unglaubliche Summen von Arm nach Reich umverteilt.
Die gute Nachricht ist: Wir können das Geldsystem ändern! Es ist von Menschen gemacht und kann auch von Menschen verändert werden. Wir können die gesetzlichen Grundlagen der Geldordnung so umgestalten, dass sie nicht mehr den Interessen einiger weniger, sondern der Mehrheit der Menschen dienen.
Damit dieser Umbau gelingt, brauchen wir Unterstützung in Form von Zeit und Geld.
Wenn Sie die Monetative e.V. aktiv als Mitglied oder durch eine Geldspende unterstützen wollen, finden Sie auf unserer Website nähere Informationen.